Abruf der Audio-Dateien
Liebe Gäste, zunächst ein paar Glückwünsche zu meinem Geburtstag, die ich heute morgen bei meinen Sprachnachrichten fand
Ansage Barack Obama gratuliert
Barack Obama gratuliert
Ansage König Charles gratuliert
König Charles gratuliert
Ansage Donald Trump gratuliert
Donald Trump gratuliert
Liebe Gäste, herzlich willkommen zu meinem achtzigsten Geburtstag! Ich freue mich sehr, dass ihr alle gekommen seid, um mit mir diesen wichtigen Tag zu begehen.
Ihr habt euch sicher schon gefragt, was die Bierdeckel und das darauf abgebildete Sponsoring mit dieser Feier zu tun haben. Das ist schnell erklärt. Nachdem die Einladungen per FaceMail verschickt worden waren, bekam ich aufgeregte Anrufe von den Empfängern: Werner, was ist da los, du feierst in Neustadt? Wie kann das sein? Ist das Altersmilde?
Ich war sehr betroffen und musste feststellen, dass offenbar der Eindruck vorherrschte, es habe irgendwelche Animositäten zwischen mir und den Sportfreunden Neustadt gegeben
Um zu verdeutlichen, wie wichtig mir die Verschmelzung der beiden Vereine auch heute noch ist, habe ich die Initiative ‚Es wächst zusammen, was zusammen gehört‘ gegründet und mit einem großzügigen Startkapital ausgestattet. Dieses Kapital wird direkt für das Sponsoring des heutigen Abends verwendet und fließt nach Neustadt und zeigt auch dem hartnäckigsten Kritiker, wie ernst und aufrichtig mein Engagement ist.
Noch ein Hinweis: Über den QR-Code auf dem Bierdeckel kommt ihr auf die Internetseite der "Sportfreunde TuS Asbacher Neustadt". Dort findet ihr Einzelheiten bezüglich der Annäherungsplanung für beide Seiten. Ebenfalls findet ihr dort einen Link zu den Audio-Dateien dieser Begrüßung.
Lasst uns nun einen kurzen Rückblick auf vergangene Jubiläumsfeiern werfen, wobei wir uns auf die wichtigsten kulturellen Highlights konzentrieren.
Ich erinnere an meinen siebzigsten, den wir nicht hier in der Asbacher Neustadt sondern in der Asbacher Altstadt im Sportlerheim feierten.
Wisst Ihr noch, wie wir andächtig den Klängen von Mendelsohn-Bartholdy lauschten? Wie uns vor Rührung die Tränen kamen, als das Orchester das Stück "Meeresstille" spielte und wir uns beim "Lobgesang" in den Armen lagen?
Das Chaos-Orchester aus Monheim wird uns immer in Erinnerung bleiben. Die Künstler sind inzwischen wahrscheinlich im hohen Alter verstorben. Wir werden ihrer gedenken.
Ihr habt sicher noch meinen Fünfzigsten im Asbacher Bürgerhaus in Erinnerung?
Die Kreativabteilung der Asbacher Fußballer hatte den ehrgeizigen Plan, die kulturell nicht zu überschätzende Kuppelshow "Herzblatt" auf die Bühne zu bringen.
Für den Charakterdarsteller Herbert, den wir auch hier begrüßen dürfen, bedeutete sein Auftritt als "Mädchen aus dem Seynchen" den künstlerischen Durchbruch.
Ich gerate heute noch ins Träumen, wenn ich an den wunderbaren blauen Plisseérock denke, korrespondierend mit Gummistiefeln, die bei Veranstaltungen jeder Art bewundernde Blicke auf sich zogen.
Dieses geschmackvolle Outfit wurde von einer ganzen Generation von Fußballerfrauen übernommen, doch in seiner Perfektion hat es niemand erreicht.
Unvergessen auch die Eleganz der Bewegungen des Darstellers, die zwar dezent, aber doch unvergleichlich anregend seine weiblichen Reize präsentierten.
Erika sah, von unterhalb der Bühne schräg noch oben blickend Dinge, ach, was sage ich: Sie sah Dinger, die sie bei einem "Mädchen aus dem Seynchen" nicht erwartet hätte.
Also rauf auf die Bühne, den animierenden Faltenwurf des Plisseerockes entschärfen, runter von der Bühne, Herstellung des alten Zustandes durch Herbert, rauf auf die Bühne zu erneuter Korrektur, runter von der Bühne, Herstellung des alten Zustandes durch Herbert ... usw. usw.
Soweit der Rückblick. Nun kommen wir zu etwas ernsteren Themen.
Vor einigen Wochen schockte mich eine Äußerung des Weinhändlers meines Vertrauens. Er pries eine staubige Flasche übelster Plörre als Jahrhundertwein an und meinte, den könne ich noch 25 Jahre liegen lassen, er würde immer nur besser.
Ich begann zu rechnen und erschrak: im August werde ich achtzig. Gibt es ein Leben nach dem Achtzigsten? Kann ich mir das zumuten? oder entscheide ich mich für eine Finalisierung des Prozesses. Nur wie: Erschießen? - Erhängen? - Vergiften? Fragen über Fragen.
Da es hier doch um ziemlich existentielle Dinge geht, sollte man die Angelegenheit mit einer Person seines Vertrauens besprechen.
Zunächst denkt man natürlich an seine Frau. Doch je länger man darüber nachdenkt, desto mehr kommen Zweifel auf. Frauen besitzen eine beeindruckende Phantasie und kombinieren diese mit praktischen Überlegungen. Während eine Frau mit dem linken Auge einen alten Trottel im Schlafanzug mit einem Joint im Mundwinkel sieht, entdeckt sie mit dem rechten Auge einen Reisebus voller lebensfroher Witwen auf dem Weg zu einer Weinprobe am Rhein.
Entschuldigt bitte, auch Du, Erika. Aber dieses Risiko mochte ich nicht eingehen. Also wende ich mich an die künstliche Intelligenz ChatGPT, zu der ich im vergangenen Jahr ein herzliches und vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut habe.
Also sage ich: "Oh du höheres Wesen, das wir verehren, berate mich bitte bei folgendem Problem: Ich werde im August 80 Jahre alt, habe einen ziemlichen Bammel vor dem Alter und plane daher, meinem Leben durch Erschießen ein Ende zu bereiten. Was meinst Du dazu?"
Nicht erschießen, dazu bist du nun wirklich zu ungeschickt. Ich habe eine Skizze In dein Postfach gelegt. Aus der kannst Du ersehen, wie man in ein Seil eine Schlinge einarbeitet und erfolgreich benutzt. Und dazu noch ein Rat: Sprich mit Freund:innen, konfrontiere sie mit deinem Problem und lass dich beraten.
Das klang vernünftig. Ich setzte mich hin und notierte die Namen aller meiner Bekannten. Dann prüfte ich jeden Namen und überlegte, wer mir weiterhelfen könnte. Die weniger geeigneten habe ich gleich wieder gestrichen. Letztendlich blieben etwa 50 Personen übrig, denen ich eine Einladung zu meinem Geburtstag schickte. Und hier sind wir nun. Ich danke Euch allen herzlich, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid, um diesen Abend mit mir zu verbringen und gemeinsam zu beraten, ob es ein Leben nach dem 80. gibt.